Making-Of Illustrationen Fachpublikationen

Illustrationen für Veröffentlichungen in medizinischen Fachzeitschriften.

Der Erstellungsprozess von Illustrationen für wissenschaftliche Veröffentlichungen im medizinischen Bereich erfordert häufig eine besondere Herangehensweise bei der Umsetzung. Fast immer behandeln medizinische Fachpublikationen einen sehr speziellen Teilaspekt eines Wissensgebietes. D.h. die Möglichkeit externe Quellen für die Einarbeitung in das Thema zu nutzen ist nur begrenzt gegeben. Die thematische Tiefe und die Spezialisierung der Inhalte macht fast immer eine enge Zusammenarbeit mit dem Autor unabdingbar.

Eingriff Aorta Perfusionsmethode med
OP-Aorta Perfusionsmethode

In allen Projekten für Fachpublikationen stand eine ausgedehnte inhaltliche Ausarbeitung auf textlicher Ebene am Beginn jedes Projektes, um die Kernelemente und Prinzipien des Themas zu verstehen und um daraus dann die Kernaussagen der geplanten Illustrationen festlegen zu können. Diese Abstimmungsphase wurde in einer je nach Thema und Autor entweder textlich oder per Skizzen realisiert. Durch die Komplexität der Themen war es fast immer notwendig sich auf die Hauptaspekte und Kernaussagen zu konzentrieren und nicht zu versuchen wirklich alle Aspekte der Publikation in eine Abbildung zu komprimieren, da diese sonst schnell ihren erklärenden Charakter verliert.

Blutstillung Herzklappen Implantat med
Aortenklappenersatz TAVI Methode (Transcatheter Aortic Valve Implantation)

Im letzten Schritt wurden die Illustrationen dann auf Basis der vorher erstellten Skizze weiter ausgearbeitet und finalisiert, so dass diese im Rahmen der Publikation zum reviewing eingereicht werden konnten.

 Anhand von drei Projekten für Fachpublikationen schildern wir im Folgenden die speziellen Herausforderungen die mit einer Tätigkeit in diesem Bereich einher gehen.

leukostase leukaemie med
Leukostase bei Leukaemie

Bei den exemplarisch beschriebenen Produktionen handelt es sich um zwei Abbildungen für unterschiedliche Publikationen für Dr. med. Nestoras Papadopoulos vom Universitätsklinikum Frankfurt zu Untersuchungen zum Thema „Kopfperfusionskatheter“ und „Kathetergestützte Aortenklappenimplantation“ und eine Publikation von PD Dr. med. Christoph Röllig der Medizinische Fakultät der TU Dresden zum Thema „Pathogenese der Leukostase bei der Akuten Myeloischen Leukämie“.

Perfusionsmethode während eines Eingriffs in der Hauptschlagader (Aorta):

Perfusionsmethode Aorta gross
SKizze Perfusionsmethode Aorta

Als Grundlage für die Illustration zur Perfusionsmethode während eines Eingriffs in der Aorta, stellte Dr. Papadopoulos  eine Skizze zur Verfügung, mit Hilfe derer er uns das Prinzip des Eingriffs vermittelte. Bei einem Eingriff in der Aorta wird eine arterielle Kanüle in die Arteria subclavia eingeführt. Diese wird mit dem arteriellen Schenkel der Herz Lungen Maschine verbunden. Aus dem arteriellen Schenkel geht ein Y- Katheter ab, in welchem ein Kopfperfusionskatheter angeschlossen wird. Dieser Kopfperfusionskatheter wird in die Arteria carotis communis eingeführt und ein Ballon, welcher sich in seiner Spitze sich befindet, wird aufgeblasen.  Die A. subclavia wird mit einem Forgathy Katheter geblockt. Sowohl die Basis des Truncus bracheocephalicus als auch die Basis der Arteria carotis communis werden mit Vessel loops angeschlungen.

Anhand der Skizze und der darauf aufbauenden Kommunikation konnten wir den Aufbau des Eingriff nachvollziehen und weitere Detailfragen klären.

Um den Fokus nicht zu sehr von der eigentlichen OP Methode abzulenken entschieden wir uns, im Gegensatz zur ursprünglichen Skizze, auf die Darstellung der Herzklappen zu verzichten und gleichzeitig wurden die abgehenden Gefäße aus der Aorta angeschnitten und plastisch dargestellt, um die Platzierung der Katheter eindeutiger zeigen zu können.

 (Selective antegrade cerebral perfusion and mild (28°C-30°C) systemic hypothermic circulatory arrest for aortic arch replacement: results from 1002 patients. J Thorac. Cardiovasc. Surg., 2012 vol. 144(5) pp. 1042-49, Zierer, A; El-Sayed Ahmad, A; Papadopoulos, N; Moritz, A; Diegeler, A; Urbanski, PP)

U-Nahttechnik zur Blutstillung bei kathetergestützten Aortenklappenersatz

skizze tavi gross
Skizze Arzt zu „TAVI-OP“

Für das Projekt zur Blutstillung bei einer minimalinvasiven kathetergestützten TAVI-OP zur Implantation von Aortenklappenprothesen, stand ebenfalls eine Skizze am Anfang des Projektes. Die TAVI-Methode (Transkatheter-Aortenklappe-Implantation) eignet sich insbesondere für Risikopatienten bei einer Aortenklappenstenose. Inhalt der Publikation war eine Untersuchung über eine spezielle Nahttechnik, welche zu einer Reduzierung der Blutung führt. Die Illustration zeigt die Vorbereitung vor dem Einbringen der Klappe. Wichtig war hierbei, dass zwischen den beiden Filzstreifen noch Myokard zu sehen war und dass die U-Naht im Vordergrund stand.

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Foto Vorlage Nadelhalter

Um zusätzliche Stabilität zu gewährleisten und die Risiken eine Ventrikelruptur zu minimieren wird ein Streifen Filz zwischen Naht und Myokard gelegt (erst wird der Filz, dann das Myokard gestochen). Der Tourniquet dient bei diesem Eingriff als zusätzlicher Zugverstärker während dem Einführen der Schleuse.

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Abstimmung + Korrekturen Entwurf der Illustration

Die über die Skizze hinaus gehenden Elemente wie Nadelhalter, Tourniquet und Filze wurden mithilfe von Fotos aus dem OP festgelegt, welche von den Autoren zur Verfügung gestellt wurden. Anhand dieser Bilder konnte Aufbau und Materialität der Elemente nachvollzogen und im Folgenden dann von MedicalGraphics als 3D Modelle umgesetzt werden.

Mit diesen Informationen wurde ein erster Rohentwurf der Illustration erstellt, in welchen der Autor noch Korrekturen an der Ausrichtung der Filze, Form der Nadelhalterspitze, Fäden im Tourniquet etc. direkt hinein zeichnete. So konnte im letzten Schritt die Illustration finalisiert werden.

Propensity matched analysis of longterm outcomes following transcatheter based aortic valve implantation versus classic aortic valve replacement in patients with previous cardiac surgery – Nestoras Papadopoulos1*, Nina Schiller1, Stephan Fichtlscherer2, Ralf Lehmann2, Christian F Weber3, Anton Moritz1, Mirko Doss1 and Andreas Zierer1    
http://www.cardiothoracicsurgery.org/content/9/1/99

Illustration zur Pathogenese der Leukostase bei der akuten myeloischen Leukämie

Das Thema der Illustration war eine durch eine Leukämie-Erkrankung hervorgerufene Leukostase, also einer Mikrozirkulationsstörung in den Gefäßen. Die Veröffentlichung von Dr. Röllig bezog sich jedoch nicht auf die die rein mechanische („rheologische“) Erklärung der Schädigung, die bei einer Leukostase im Rahmen einer Leukämie auftreten, sondern auf weitere zelluläre Erkenntnisse.

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Skizze Leukostase

Die Myeloblasten schütten TNF-alpha und IL-1-beta aus und stimulieren so eine Expression von ICAM-1, VAM-1 und Selektionen durch die Endothelzellen. Diese Moleküle ermöglichen den Blasten das Andocken an die Gefäßwand und damit eine Verstärkung der Leukostase, weil sie so ein festes Strömungshindernis darstellen. Zusätzlich schädigen die Blasten das Gewebe durch Extravasation und Infiltration des umliegenden Gewebes, wofür die Bildung und Expression von Matrix-Metalloproteasen (MMP) notwendig ist.

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Modifikation Skizze

Bei diesem Projekt erfolgte die Festlegung der Inhalte vor allem per email und auf telefonischer Basis. Durch die Komplexität des Themas wurde zur Abstimmung mit einer detaillierten Skizze gearbeitet. Um die Anordnung der relevanten Organe (Lunge und Gehirn) festzulegen wurden zwei leicht abweichende Skizzen erstellt, wobei sich Dr. Röllig für eine horizontale Anordnung entschied.

Auf Basis dieser Zeichnung konnten im Vorfeld die Bildinhalte weiter konkretisiert werden, wobei Dr. Röllig die Skizzen verwendete um im Durchtrittsbereich des Gefäßes weitere Details zu ergänzen.

Nachdem Aufbau und Inhalt durch die Skizze dann definiert waren, wurde die Illustration mittels erstellten 3D Objekten umgesetzt.

How I treat hyperleukocytosis in acute myeloid leukemia –  Christoph Röllig and Gerhard Ehninger